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Bericht Velotour Bermenweg Birsfelden & Auhafen Muttenz 24.04.2021

Plädoyer für Erhalt der freien Zugänglichkeit und Nutzung des Bermenwegs Birsfelden & Auhafen Muttenz für Fussgänger und Velofahrer zumindest in umschlagfreier Zeit an Wochenenden und Feiertagen.

Von der Spitze der Kraftwerksinsel bis zu den Fuchslöchern in Schweizerhalle liegt der 3500m lange Bermenweg im Hafengebiet Birsfelden & Auhafen Muttenz. Der Bermenweg ist in Google Maps nicht dokumentiert; die Wegführung ist als Fuss- oder Veloweg mit zugehörigen Tools nicht darstellbar.

Entfernungen
Entfernungen Schleuse Birsfelden – Wasserfahrverein Muttenz

Im März/April haben wir einige Argumente für und wider der Sperrung des Bermenwegs Birsfelden & Auhafen Muttenz  vernommen und können weder an Schikane noch an zusätzliche Sicherheit glauben. Aber ist das, was hier legal erscheint, auch legitim?

Sollte sich eine Anstalt öffentlichen Rechts, befreit von kantonalen und kommunalen Steuern, in ihrem Selbstverständnis von Funktion und Verantwortung neben dem Kommerz nicht auch um ihren Public Value kümmern?
Öffentliche Aufgaben sind Tätigkeitsbereiche insbesondere von Behörden und juristischen Personen des öffentlichen Rechts, die im Interesse des Gemeinwohls erfüllt werden. Wer nicht weiss was darunter zu verstehen ist, dem sei das Filmchen Public Value: „Wertschöpfung, Gemeinwohl und ich“ der Universität St. Gallen empfohlen.

Wir nehmen den Bermenweg aus Sicht des Fussgängers/Velofahrers deshalb nochmals in Augenschein. Ab 10:00 fahren wir bei wenig Verkehr von der Rheinländerstrasse via Johanniterbrücke die Basler Riviera entlang und überqueren das Wasserkraftwerk Birsfelden. Nach  Schleusenüberfahrt biegen wir in den Schleusenweg mit Picknicktisch am kleinen Naturschutzgebiet „Biotop am Stausee“ ein.

Absperrtor

Das neu installierte im April noch offene Absperrtor zum Bermenweg Birsfelden grüsst mit fragwürdiger Funktion. Das Tor wird 225m Grün- und Schutzzone von einem Zaun flankiert noch vor Beginn des Bermenwegs abschliessen.

Klingel und Wechselsprechanlage sind an einer seitlichen  Zusatztüre zu sehen. Videoanlagen wie am Elsässer Rheinweg können wir noch nicht entdecken.

Cui bono?

Wer und was soll durch permanente Sperrung des bei Fussgängern- und Velofahrern beliebten Uferweges geschützt werden?  Das Hafengebiet ist vielseitig offen. Jedes Boot kann physisch ungehindert Tag und Nacht im Hafengebiet anlegen. Jeder kann das Hafengebiet passieren.

Die propagierte Neue Wegführung für Fussgänger und Velofahrer wegen nötiger Betriebssicherheit und vorsorglichem Unfallschutz ist sachlich nicht plausibel. Mit diesen Argumenten wurde auf Initiative eines auch hier bekannten Logistikunternehmens nicht der Bermenweg sondern die Hafenstrasse im Hafengebiet Wörth/D für Fussgänger und Velofahrer nach Jahrzehnten der Zugänglichkeit gesperrt.

Die Neue Wegführung für Fussgänger ist übrigens keineswegs neu. Die verkehrsreiche Hafenstrasse Birsfelden ist seit Jahren konfliktträchtig auch als Teil des Europäischen Fernwanderweges E5 – Schweiz, Via Gottardo Nr.7 Etappe 1 sowie ViaRhenana Nr.60 Etappe 10 ausgewiesen; für Fussgänger und Velofahrer quer durch den Logistikbetrieb enorm unattraktiv. Diese Alternative ist für alle deutlich riskanter als die Nutzung des Bermenwegs auf eigene Gefahr. Der Bermenweg hat gegenüber der Hafenstrasse die schönere Kulisse, keinen PKW/LKW Werkverkehr, 0 statt 7 querende Bahngleise und keine  48-stufige Bahnüberführung.

Ökologische Aspekte

Flankierend zum Bermenweg präsentieren Schilder an der Hafenbahn Böschung – in ihrer Bedeutung ein Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten mit grossräumiger Biotopvernetzung –  dem erstaunten Betrachter eine Doppelfunktion als ökologische Ausgleichsfläche. Gleichwohl wird oberhalb die Herbizidbehandlung des Bahnschotters in Ausnahmefällen eingeräumt.
Soll damit zusammen mit Flächen des Pratteler Hardwaldes nun der Verlust im Inventar der national bedeutenden Trockenwiesen im Planungsgebiet Trimodales Container Terminal in Basel kompensiert werden?  Wie sieht die Flächenaufwertung für einen Ausgleich aus? Uns fehlt ein anschaulicher Vorher-Nachher Vergleich.

Aktivitäten am Bermenweg

Einzige beobachtete professionelle Aktivität auf dem Bermenweg ist der Kranzug eines Privatautos zum  Tankschiff.  Wir führen ein vergnügtes Gespräch mit der belgischen Besatzung, die nebenbei den ruhenden Güterumschlag am Wochenende bestätigt. Somit müssen wir keine gefährlichen Gaswolken auf dem Bermenweg durch Tankladungsumschlag befürchten.

Restaurant Auhafen läd mit kleinem Gartenfreisitz und Sonnenschirmen zum Verweilen ein. Als mündige Bürger nehmen wir das Restrisiko eines unachtsamen Absturzes vom Bermenweg in den Rhein in Kauf.  Die Gruppe passiert auf eigene Gefahr weitere offene Absperrtore in dieser sehenswerten uferständigen Hafeninfrastruktur. Auf dem Hin- und Rückweg begegnen uns total 6 Velofahrer und Fussgänger.

Am östlichen Ende des befestigten Bermenwegs schliesst ein schmaler wurzeldurchsetzter Ufersaumpfad unter Laubbäumen an. Nach 900m ist der Wasserfahrverein Muttenz erreicht. Dortiger Gartenausschank, benachbarter Park und Grill sind ein Idyll.