Am 28.11.2018 berichte das mgu Grundelteam der Uni Basel unter Leitung von Prof. Patricia Holm über den Forschungsstand bei invasiven Schwarzmeergrundeln, deren Ausbreitung durch die Vernetzung der Grossschifffahrtswege begünstigt wurde und nun rheinaufwärts in die innerschweizer Gewässer verhindert werden soll.
Die explosionsartige Vermehrung der gefrässigen Grundeln hatte im Berichtszeitraum 2012-2018 im Jahr 2016 im Rheinhafen Basel Kleinhünigen ihren Peak. 2017 war der Grundelfang etwas und 2018 deutlich rückläufig. Die Zählstatistik über wenige Jahre ist für einen verlässlichen Trend zu kurz.
Bei einigen Tieren wurden Hautläsionen festgestellt. Unklar ist ob dies Symptom einer populationsdezimierenden Krankheit ist.
Grundeleier können 48h im Trockenen überleben. Boote müssen deshalb gereinigt und ausreichend lange vor Einwässerung in Fremdgewässer getrocknet werden. 9 Sportboote – darunter die „Syra“ – wurden in 2018 auf Grundeleier untersucht. An keinem Boot wurde Eibesatz festgestellt, stattdessen andere Neozoen wie Flohkrebs und Zebramuschel. 2019 sollen weitere Boote untersucht werden. Die Erkenntnisse sind in einem überarbeiteten Merkblatt für Bootsbesitzer eingeflossen.
Im Strömungskanal wurde festgestellt, dass Grundeln, die keine Fischblase haben, schlechte bodennahe Schwimmer sind. Fliessgeschwindigkeit und spezifische mechanische Barrieren könnten eine selektive Hürde bilden. Die Anpassungsfähigkeit an schwierige Bedingungen darf nicht unterschätzt werden. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) des Karlsruhe Institut of Technology (KIT) werden im Labor in einer nachgebauten Fischtreppe grundelspezifische Sperren erprobt. 2019 soll die Sperre in einem Feldversuch in bereits grundelbesiedelten Gewässerabschnitten getestet werden.
Die nötige Durchgängigkeit für diadrome Fische wie Aal und Lachs auf ihrer Wanderung zur Vollendung ihres Lebenszyklus ist ein noch ungelöster Zielkonflikt. Die im Gewässerschutzgesetz verankerte Fischgängigkeit hat höheren Stellenwert.
Einerseits wurde mit DNA-basierten Tests der Mageninhalte nachgewiesen, dass Grundeln Laich und Larven einheimischer Fische wie Nasen und Barben fressen, andererseits ist bekannt, dass die weitgehend parasitenfreien Grundeln für Kormorane, Zander und Hecht leichte Beute sind und deren Population je nach Beuteangebot ebenfalls stark zunehmen kann.
Institutionen, Verbände und Behörden haben eine Grundelstrategie und operative Massnahmen mit dem Ziel eines Ausbreitungsstops entwickelt.
Die 64 Teilnehmer – darunter 5 Regioböötler – konnten ihre persönliche Lageeinschätzung zum Schluss der Vorträge dem Forschungsteam auf einem anonymen Feedback-Kärtchen mitteilen und beim Apéro riche weiterdiskutieren.