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Bericht Sommerausflug Tessin 14.07. – 16.07.2017

14.07. – 16.07.2017 Sommerausflug

Am Sommerausflug nahmen 6 Personen bei bestem Wetter teil. Grundproviant und Getränke kauften wir kostengünstig zum Mitnehmen vorher ein.

Freitag 14. Juli

Um 13:15 holt Christoph die Ausflugs Crew mit einem bequemen, klimatisierten 8-plätzigen Mercedes Sprinter Bus an der Rheinländerstrasse 7 ab. Das Verkehrsinformationsystem Augst meldet vor der Verzweigung N2/N3 eine Stunde Wartezeit am Nordportal des Gotthardtunnel. Wir entscheiden uns für die Schöllenenschlucht, Sicht auf Teufelsbrücke, vorbei am Turm von Hospental, erbaut ca. 1226 – das Wahrzeichen des Urserntals. Jeder im Bus hat von der Teufelsbrücke und dem Teufelstein gehört – aber keiner kann die Saga der pfiffigen Urner erzählen… Robert Schedler erzählt die Geschichte im Schmied von Göschenen noch ohne Stein.

15:13 Kaffeepause im Albergo San Gottardo auf 2107m ü. M.
15:58 geht’s die Tremola hinab nach Airolo. Die 1827-32 nach Plänen des Tessiner Ingenieurs Francesco Meschini erstellte Strasse überwindet im steilsten Teil auf 4 Kilometer 300 Höhenmeter in 24 Kehren. Sie ist im Bundesinventar historischer Verkehrswege gelistet.

16:12 Die Begegnung mit einer 4-spännigen Postkutsche auf der Tremola katapultiert uns für einen Moment in eine andere Epoche und wertet die Fahrt weiter auf. Staus in der fruchtbaren Magadinobene werden auf landwirtschaftlichen Schleichwegen umfahren.

17:29 – 17:45 Bei Ponte Brolla 4km nordwestlich von Locarno hat die Maggia eine 1km lange Schlucht durch den Gneis gegraben. Den Namen hat ihr die alte einbogige Römerbrücke gegeben. Hier finden jedes Jahr die Meisterschaften im Klippenspringen statt.

25m über der Schlucht schauen wir von der 56,2m langen 2. Eisenbahnbrücke (1955) flussabwärts. 1951 spülte ein 18m Hochwasser die 1. Eisenbahnbrücke (1907) 150m flussabwärts und zerstörte sie vollständig. Der letzte Schmalspur Zug der LPB Maggiatalbahn fuhr 1965 über die Brücke; heute dient sie Fussgängern mit neuem Gehbelag. 30m oberhalb der Brücke 100m entfernt steht das Grotto America, Treffpunkt der Auswanderer im 19. Jahrhundert nach Australien und Kalifornien (Einwohnerabnahme Maggiatal 1888–1920: –36,2 %).

Die Maggia gurgelt tief unter uns. Aufgeschichtete Steintürmchen zeugen von verwegener Kletterei an exponierten Felsvorsprüngen. Die spektakulären ausgewaschenen Felsformationen reizen zum Abstieg. Thomas schiesst 50 Fotos.
3,5km weiter bei Avegno spannt eine filigrane 125m lange Fussgänger Hängebrücke über das breite Kiesbett der Maggia.

18:05 Moghegno. Der Sprinter zwängt sich im Zickzack durch enge Dorfgassen. An mehreren Stellen bleiben zur Wand höchstens 5cm Zwischenraum.  Gassen und Wege zieren die lokale Sprachkultur pflegend neue lombardische Strassenschilder. Ab dem alten Waschhaus Lavatoio dal Pradágl sind es auf dem befestigten Naturweg Mullit durch die Landschaft bis zur Ankunft noch ca. 85m. Voilà Rustico Scampolo 1+2 sind fein angeschrieben. Unmittelbar in Nachbarschaft unter Bäumen eine originale Grà. Bequem zum Auspacken können wir am Wegrand vor dem Anwesen parkieren.

Uns erwarten weit mehr als zwei Stofffötzel. Mit ihren dicken massiven Gneismauern bilden sie ein herziges Ensemble, das in Hanglage mit der Flora der Umgebung harmonisch verschmilzt. Der Eingang Scampolo 1 ist geschmückt durch zwei Tessiner Palmen – alias Chinesische Hanfpalmen – und einem Feigenbaum. Scampolo 2 bietet einen Essplatz unter Wein berankter Pergola. Oberhalb der Rusticos lockt ein weiterer Freisitz mit Kamin. Die Einrichtungen und die farbenprächtige Vegetation schaffen ein Idyll, das mit seinem Ambiente das Herz vor Freude hüpfen lässt.

18:15 Mit Enthusiạsmus wird die Regioboot Flagge von kleiner Hand am Fahnenmast gehisst und die Fähnchenkette über die Piazza gespannt. Die blau-weissen Regioboot Sitzpolster machen sich auf den Steinbänken nützlich. Danach wird die Ausstattung der Maroni-Häuschen inspiziert. Scampolo2 entpuppt sich als Raumwunder auf 3 Ebenen. Die Schlafsäcke und persönliches Gepäck sind schnell versorgt. Alles Nötige ist zum Geniessen vorhanden. Für das Weekend ist dieser Ort ein vorzügliches Heim. Wir sind entzückt.

18:35 Apéro mit Chips ist angesagt. Wer will nimmt kühles Bier, Weiswein oder Orangensaft.

18:50 Beim Einräumen der Essvorräte wird festgestellt: Die Küchenzeile hat Kurzschluss! Das Schalten am Sicherungsautomaten bringt keinen Erfolg. Herd und Kühlschrank laufen nicht. Was nun – am Freitag Abend? Das Kühlschrankkabel wird in eine andere Steckdose gesteckt – na bitte, er läuft; schon mal die halbe Miete! Aber der Herd kommt nicht in Gange; naja wir wollten ohnehin grillen. Christoph hat gute Kontakte im Dorf. Telefonate werden geführt.

19:10 Zwei Damen, die das turmähnliche Rustico in Nachbarschaft bewohnen, kommen kurz vorbei und wünschen uns ein schönes Weekend.

19:50 Feuer wird aus dünnen Rundhölzern in einer Eisenschale entfacht. Das taucht die Piazza in romantisches Licht.

19:55 Tatsächlich kommt ein Elektriker. Silikonfugen werden aufgeschnitten. Der Herd wird aus der Küchenzeile gewuchtet. Eine starke LED Taschenlampe erleuchtet die Nische. Die Fehlereingrenzung an der Herdanschlussdose beginnt. Nach einer halben Stunde läuft der Herd – super!  Die Kühlschranksteckdose bleibt tot. Das schränkt uns fürs Weekend nicht ein; diese Reparatur kann warten. Wir sind glücklich, dass man in Moghegno für die Bedürfnisse der Touristen so viel Verständnis hat.

20:39 Eine 6-er Kiste Bordeaux Cru Burgeois 2002 von Jean Sorges 13 ha kleinem Weingut Chateau Deyrem-Valentin, Margaux soll die Gaumen erfreuen. Dem grosszügigen Spender wird gedankt. Aber ist das unter den hochwertigen Merlot Rebstöcken die hier seit der Reblausepedemie des 19. JH in der Tradition des Bordeaux aufgeproft auf der Americana angebaut werden nicht Eulen nach Athen tragen? Die erste Flasche wird gespannt geöffnet. Das Bouqet der Sofortprobe enttäuscht die Ahnungslosen. Der Wein braucht seine Zeit zum Atmen – zwei Flaschen werden dekantiert. Zum Abendessen gibt’s erst mal was anderes.

20:50. Abendessen unter der Pergola. Weintrauben hängen herab. Als Vorspeise gibt’s Tomatensalat mit Feta. Das Holzfeuer in der Eisenschale hat sich inzwischen zur rauchlosen Glut entwickelt. Die Schweine Filets im Speckmantel brauchen auf dem Rost 20min. Die Bratkartoffel kommen aus dem Backofen. Alles wird weggeputzt.

23:00. Der dekantierte Wein wird nochmal probiert und schmeckt schon wesentlich besser. Wir werden noch warten. Die Crew wandert unter Christophs Führung mit Taschenlampen bestückt zum Dorfplatz zur Osteria al Botegon. Man kennt sich. Espresso mit vorzüglichem Grappa Hausbrand destilliert aus frisch vergorenen Uva Americana empfiehlt der Kenner. Das fruchtige Aroma ist enorm – keinesfalls Katzenseicher. Die Vol % wollen wir nicht wissen. Es werden 4 Runden.

00:30 Der Rückweg unter einem gewaltigen Sternenmeer ist ein Genuss, den’s in Basel nicht mehr gibt. Der Polarstern funkelt. In Nachbarschaft zum Gossen Wagen sind alle Sterne des Kleinen Bären vollständig zu sehen. Das Nachtprogramm ist noch nicht vorbei. Der Margeaux lockt – es gibt in lauschiger Nacht noch viel zu erzählen.

04:00 Die letzten von uns kriechen in ihren Schlafsack.

Samstag 15. Juli

08:30 Wolkenlos. Der Himmel verspricht einen heissen Tag. Ein Recken und Strecken, vereinzeltes Augenreiben – Espresso weckt die Lebensgeister.
Die ersten Fotos werden aus dem Fenster und von einem ausgewachsenen Tigerschnegel im Garten geschossen. Das Glockengeläut der Chiesa Santa Maria Assunta kommt in der stillen Natur prächtig zu Geltung. Die Pergola mit Weinreben, der Feigenbaum und die Tessiner Palmen spenden Schatten auf der privaten Piazza zwischen den Rusticos. Die Maggia glitzert unweit in ca. 100m Entfernung. Der Tisch unter Weintrauben wird eingedeckt.

09:27 Eine Nachzüglerin kommt mit der Bahn aus Basel und ist von der Bus Station Aurigeno-Moghegno abzuholen. Das Timing ist perfekt. Gundula muss keine zwei Minuten warten. Wir kaufen zum Brunch noch einige lokale Esswaren im Dorflädeli und in der kleinen Metzgerei ein. Auffallend die Hilfsbereitschaft gegenüber den älteren Kunden.

09:44 nutzen wir die Gelegenheit um 2 Flaschen des nächtlich verkosteten Tresterbrandes Grappa Americano von der Osteria al Botegon als flüssiges Andenken zu erwerben.

09:57 ausgiebiger Brunch: Spiegeleier & gebratener Speck, Schinken, Mortadella, Würste, diverse Käsesorten, Tessiner Brot, Zopf, Kaffee, Orangensaft, Pflaumen.

11:00 Spaziergang von den Scampolos durchs Dorf. Die engen Gassen wirken wie ein lebendiges Freilichtmuseum mit unzähligen Motiven. Das antike Lavatoio dal Pradágl begrüsst uns am Dorfeingang. Der restaurierte Getreidespeicher Torba di Rossitt datiert von 1445-46. Viele Gneissteinwände und -Dächer sind eingebettet in ein florales Farbenfeuerwerk. Es wird intensiv fotografiert. Wäre eine solches Dorfensemble unter den heutigen Bauvorschriften noch möglich? Schön, dass es sowas gibt!

In der kleinen Metzgerei holen wir für den Nachmittagsausflug ein bestelltes Poulet ab und laufen über Wiese und Weinberg hangabwärts zu den Rusticos zurück. Dort sind die Zeugen einer besonderen Weinbaukultur im Maggiatal anzutreffen: die Carasc.  Gneisstützen und Hölzer bilden am Hang Pergola ähnliche Auflager für Rebstöcke. Mit dieser Konstruktion war es möglich die Fläche unter den Reben  landwirtschaftlich doppelt zu nutzen.

12:00 Fahrt durchs Maggia-Tal.
Die Mulitt ca. 200m flussaufwärts stehen mehrere  Mühlenhäuschen ausser Betrieb an einem steilen Bergbach übereinander. Nach 3km wird die Maggia auf der Ponte di Lodano überquert. Die Via Cantonale bietet Einsicht in den Cristallina Marmorbruch bei Cevio, dem einzigen in Schweiz wo Marmor bis vor kurzem noch abgebrochen wurde.
12:26 Bignasco, 12:35 Broglio, 12:38 Prato

12:45 Grotto Pozzasc unterhalb Peccia – eine ehemalige Mühle. Die Lage abseits der Strasse an einem Naturbecken ist idyllisch. Der Geheimtipp ist offenkundig inzwischen eine Touristenattraktion; parkende Autos füllen am sonnigen Samstag den Zufahrtsweg. Wir verzichten auf Einkehr und Polenta; stattdessen wagen wir ein Bad im Pozzo unterhalb des Grotto. Das Wasser ist glasklar. Die Wassertemperatur braucht Überwindung. Wir verstehen weshalb wir hier alleine baden.

13:10 Oberhalb Peccia windet sich die Via Cantonale  nach Mogno in 15 Spitzkehren den Berg hinauf. Der Wendekreis des Sprinter ist zu gross. Wir müssen in einigen Kehren zurücksetzen.
13:33 Mogno. Besichtigung der kleinen Bergkirche San Giovanni Battista. Ohne Frage ein architektonisches Meisterwerk.
14:15 Rückfahrt nach Maggia.

15:00 Wanderung von Maggia zum Salto Wasserfall durch Weinberg und Wald. 15:15 Picknick und Badeplausch am Naturbecken unterhalb des Wasserfalls. Das frittierte Poulet und Bier schmeckt vorzüglich. Wir sehen auf youtube Laso Schaller’s Sprung aus 58,8m Höhe in das Wasserbecken – Weltrekord!  Wir machen es nicht nach und schwimmen lieber unter dem Regenbogen.

16:30 Rückwanderung nach Maggia durch lieblichen Wald. Schöne Badeplätze. Wir machen Gruppenaufnahmen. 17:00h Rückfahrt über die Maggia  nach Moghegno.

18:00 Apéro am Kamin, Melone mit Schinken, Chips, Spumante. Weiter so!

20:00 Vorbereitung Nachtessen:  Feuer machen und auf Holzkohle warten. Tomatensalat mit Feta und Kräutern. Lammfilet vom Grill mit Bratkartoffel & Schupfnudeln.

21:20 Köstliches Abendessen mit dekantiertem Margeaux. Alles wird weggeputzt.

22:00 Spaziergang zur Osteria Al Botegon.
Espresso, panna cotta mit Himbeersauce.

23:05 Auf dem Heimweg begrüsst uns wie in der Nacht zuvor eine Erdkröte am Waschhaus. Wir geniessen unsere Rustico Piazza bis Mitternacht. Balsam für die Seele. Ein Platz für Siddhartha.

Sonntag 17. Juli

09:00 ausgiebiger Brunch: Spiegeleier & gebratener Speck, Schinken, Mortadella, diverse Käsesorten, Tessiner Brot, Kaffee, Orangensaft.

11:45 Nur 10min zu Fuss liegt ein Badeplatz mit breiter Kiesbank und Naturbecken vor den Scampalos. Das Wasser der Maggia ist kristallklar. Der Bereich gehört zur Le golene della Valle Maggia – Landschaftsschutzgebiet seit 16. Dezember 2010. Die Schutzverordnung zielt darauf ab, die wesentlichen ökologischen Elemente für die Existenz von Fauna und Flora, die typisch für die Auen sind, zu erhalten; die natürliche Dynamik des Wassers und die Sedimente zu fördern; und zur Förderung der menschlichen Aktivitäten, die Umwelt zu schützen, insbesondere Informations- und Bildungsaspekte zu gewährleisten.

Die Fussgänger – Hängebrücke Moghegno-Maggia – ähnlich der bei Aurigeno – ist abgebrochen. Sie wird vermisst. Für einen vermutlich stabileren Neubau stehen die Fundamente. An einer Furt zwischen zwei Kiesbänken lässt sich der hier knietiefe Fluss leicht durchwaten. Badende haben sich auf der Kiesbank auf der anderen Seite mit Sonnenschirmen eingerichtet. Die Buvette al Fiüm bietet Eis und Getränke. Badeplausch praktisch vor der Haustür mit Mutsprung vom „Hausfelsen“ in einen tiefen Pozzo. Ein tolles erfrischendes Naturbad.

Im Flussbett funkeln unter der Sonne die glatten Steine. Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess ich nimmer. Ein Stein – petrografische ein Gneis – wird gespalten. Ich stecke ein paar ein. Gott sei Dank, der Glimmer ist kein Gold. Sonst hätte die Maggia keine Steine mehr.

14:00 – 15:00 aufräumen, einpacken, ein letztes Glas Wein, dann heisst es Rusticos dichtmachen.

15:10 Heimfahrt, Stop bei Ponte Brolla. Gundula soll die spektakuläre Schlucht sehen. Gruppenbild auf der alten Eisenbahnbrücke. Das Radio meldet 1h Wartezeit am Südportal des Gotthardtunnel. Wir entscheiden uns für den Weg über den Pass.

17:00 Das kleine Suworow Reiter Denkmal von 1999 auf dem Gotthardpass läd ein zum Gruppenbild. Daria fragt, wer das war. Ein russischer Generalissimus, der 1799 mit seinem Heer die Franzosen aus Schweiz vertreiben wollte. Wie sich die Alliancen ändern…

17:44 passieren wir das wuchtige Suworow Denkmal von 1898 in der bedrückenden Schöllenenschlucht .

19:10 Alle haben Hunger. Abendessen in der Poulet-Burg, Attinghausen.

20:00 Unser Chauffeur erfüllt Musikwünsche. youtube macht‘s möglich.

22:00 Ankunft Rheinländerstrasse, Basel. Ich spüre inzwischen auf den Schultern einen Sonnenbrand.

Drei Tage dolce vita. Tempi passati.
Wir hoffen auf ein nächstes Mal und Un altro giorno!

Dank

Der Verein dankt Christoph ganz herzlich für seine Gastgeberschaft. Insbesondere danken wir für die unentgeltliche herrliche Unterkunft, die Bereitstellung des komfortablen Transportmittels, der Sponsorschaft des gesamten Treibstoffs, der Kiste Margeaux und diverser Einkäufe, der Einladung zu Espresso & Grappa, das Essen in der Poulet-Burg und letztlich auch für das sichere äusserst angenehme Chauffieren.